Ein Stückchen Japan

Geschichte erzählen und fortschreiben. Dazu gehören neben den Initiatoren auch die Unterstützer, davon zeugt der folgende Artikel:

 

Erschienen im Ozelot am 5. November 2009, Autor: Thorsten Czarkowski, Quelle: ostsee-zeitung.de (30.07.2010)

Zwischen Laage und Teterow bietet die mecklenburgische Landschaft eine Überraschung: Das Schloss Mitsuko in Todendorf entführt seine Besucher in die japanische Kultur.

Man will es eigentlich kaum glauben, dass sich mitten in der Mecklenburgischen Schweiz ein Stückchen Japan verbirgt. Das Schloss Mitsuko liegt unmittelbar an der Bundesstraße 108, nur wenige Kilometer vor Teterow. Das ehemalige Gutshaus von Todendorf wurde von der Gemeinde den neuen Nutzern überlassen. In den vergangenen Jahren wurde es vom Förderverein Deutsch-Japanischer Freundeskreis Todendorf e.V. zu einem japanischen Kunst- und Kulturzentrum hergerichtet.Der Vereinsvorsitzende Dr. Adolf Kotzauer nennt gern die Förderer von Schloss Mitsuko, zu denen unter anderem der international renommierte Leipziger Dirigent Professor Kurt Masur zählt. Die Gründungsidee für dieses Zentrum geht auf den Künstler Heinrich Johann Radeloff zurück, der seit 1964 in Japan gelebt hat und nun wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist. Den 1931 in Prangendorf bei Rostock geborenen Maler hat es immer in die Ferne gezogen. Zunächst besuchte Radeloff die Kunst- und Werkschule in Mainz und ging dann nach Großbritannien und später nach Australien. 1964 folgte der nächste und auch folgenreichste Schritt: Heinrich Johann Radeloff ging nach Japan, um die Tuschmalerei des Landes zu erlernen. Und er blieb. Es folgte ein erfolgreiches Leben in Japan, beruflich wie auch privat. Denn mit 37 Jahren heiratete der Künstler seine Frau Mitsuko, von der er voller Hochachtung spricht. Seine Ehefrau entstammt einem alten Samurai-Geschlecht. „Einfachheit, Würde und Ehre sind dort wichtig“, fasst Radeloff das Wertesystem der Samurai zusammen. Dieses Denken hat ihn als Künstler geprägt, die fernöstliche Kultur sowieso. Es half ihm auch, mit seiner wachsenden Popularität in Japan umzugehen. Aus diesem persönlichen Kontext stammt also der Name Mitsuko, der dem Schloss in Todendorf den Namen gab.

Rund 70 Mitglieder zählt der Deutsch-Japanische Freundeskreis Todendorf heute. Neben dem baulichen Erhalt des Schlosses, das bis zum Jahr 1945 Gutshaus war und zu DDR-Zeiten als Mehrfamilienhaus genutzt wurde, steht der kulturelle Aspekt im Vordergrund. Denn Schloss Mitsuko will völker- und auch kulturenverbindend wirken. Es ist der Öffentlichkeit zugänglich, im Inneren finden sich Ausstellungen – Malerei, Kunst und Keramik. Natürlich ist die japanische Alltagskultur auch erlebbar, wenn zum Beispiel im Schloss die Teezeremonien veranstaltet werden.

In der sanft geschwungenen Mecklenburgischen Schweiz schweift der Blick in die Ferne. Und so findet der Besucher eine zusätzliche Attraktion außerhalb von Schloss Mitsuko. Der alte Gutsgarten wird nach und nach zu einem japanischen Steingarten umgestaltet. 5000 Steine wurden hier bereits gesetzt, sie formen den Garten neu. Der Hain lädt bereits jetzt zum Verweilen, Bewundern und Besinnen ein. Zunächst nimmt sich die exotisch umgewertete Gartenlandschaft wie ein Fremdkörper im mecklenburgischen Flair aus. Die japanische Gartenkunst soll sich langsam verbinden mit dem Charakter der regionalen Landschaft. Alles ist noch im Werden, die Anlage wird ständig vervollkommnet.

Der Besucher lernt hier, die Natur einmal ganz anders zu sehen und auch verborgene Bedeutungen zu erkennen. So wie bei einer kleinen Baumgruppe im Garten, die den Titel „Fünf Freunde und eine Unbekannte“ trägt. Das Rätselhafte ist dabei Teil des Konzepts, der Gast muss sich auf eine fremde Kultur einlassen, wenn er den Sinn ergründen will. Am einfachsten ist es wohl beim „Platz der Sehnsucht nach Japan“. Verweilen kann man hier auch am „Tor des überfliegenden Kranichs“. Ein Harmoniestein, ein japanischer Trockenteich und viele andere Orte kommen aus einer kulturgeschichtlichen Tradition, die hierzulande vielen zunächst fremd erscheint. Aber dies alles sollte sich der Besucher vor Ort erklären lassen. Und viel zu erzählen hat Franz Prinz von Sachsen-Altenburg, der hier als Kastellan das Haus hütet und sozusagen der gute Geist vom Schloss Mitsuko ist.

Die kleine Bühne im Garten wird regelmäßig für kleine Aufführungen genutzt, auch im vergangenen Sommer gastierte hier wieder das japanische Noh-Theater. „Auch dadurch lernt man die Kultur Japans kennen“, bekräftigt Dr. Adolf Kotzauer die kulturelle Ausstrahlungskraft von Schloss Mitsuko. Am 6. August wird hier wie jedes Jahr der Hiroshima-Gedenktag begangen, auch zum Tag der offenen Denkmals im September stehen regelmäßig die Türen offen.

Besucher von Schloss Mitsuko sollten sich vorher anmelden, um eine Führung zu bekommen. Ein Besuch von Schloss und Hain ist vorwiegend am Wochenende zu empfehlen: Die beste Zeit ist am Samstag und am Sonntag von 13 Uhr bis 17 Uhr, nach Voranmeldung auch an anderen Tagen. Im Schloss Mitsuko sind Führungen auch in Kombination mit einem kleinen Imbiss möglich, dies sollten Interessenten jedoch vorher bestellen.